Gestern waren wir im Bioladen einkaufen. Wir wollten Frikadellen mit Kartoffelpüree und Sauce machen. Im Obst- und Gemüsebereich des Ladens sah ich Plastiktüten mit frischem Sauerkraut aus dem Elsass, direkt von den Herstellern.
Ich nahm spontan einen Beutel. Der Kilopreis war 2,99 € und an der Kasse ergab sich beim Wiegen, dass unsere Portion 1,05 € kostete. Ich sagte: „Das war doch ein guter Einkauf!“
Als wir dann in der Küche waren, suchte meine Frau zuerst nach einem Rezept für das nicht eingeplante Sauerkraut. Ich sagte: „Das musst nur bissle heissmachen und gut is.“
Nein, das war ihr nicht genug. Sie wollte es genau wissen und alles richtig machen. Und sie ärgerte sich, dass ich ihr eine Mehrarbeit verursacht hatte, das spürte ich.
„Da muss noch Kümmel dran und Brühe und das soll 20 Minuten lang kochen“, meinte sie. „Na gut“, sagte ich, „dann mach mal.“ Ich wollte inzwischen Kartoffeln schälen, um ihr ein bisschen zu helfen.
Und weil die Kartoffeln nicht abgewaschen waren, nahm ich sie nur ungern in die Hand, ja, richtig widerwillig.
Dann war auch noch das Schälmesser stumpf und ich war auf einmal nervös. Hatte ein schlechtes Gewissen, weil meine Frau sich soviel Arbeit mit dem Sauerkraut machte, das ich so ungeplant gekauft hatte. Ich wollte ihr ja nicht zusätzliche Arbeit verursachen.
Ich hatte schon schlechte Laune und sie dann auch. So dass ich, was nur ganz selten passiert, das blöde stumpfe Kartoffelschälmesser auf den Tisch knallte, aufstand und sagte: „Du brauchst kein Sauerkraut kochen und auch keinen Kartoffelpüree machen, lass es einfach sein.“
Ich ging ins Wohnzimmer und lenkte mich ein bisschen ab, um wieder runterzukommen.
Nach einiger Zeit ging ich dann wieder in die Küche und fragte sie, die am Herd stand und in den Töpfen rührte: „Schatz, kann ich Dir ein Heissgetränk machen?“
Sie sagte: „Ja gerne, eine heisse Schokolade.“ Ich machte uns beiden einen Kakao, sie wuselte weiter und ich räumte die Kartoffelschalen weg und bewegte mich noch bissle rum, statt am Küchentisch in der „TAZ am Wochenende“ zu lesen, wie ich es noch bis kurz vor dem Kartoffelschälversuch gemacht hatte.
Das Essen, das sie uns dann gezaubert hat, war das beste, was wir beide seit langem gegessen hatten. Selbstgemachte Frikadellen aus Bio-Hackfleisch, Kartoffelpü ebenfalls selbstgemacht statt Pulver aus der Schachtel und frisches Sauerkraut aus dem Elsass.
Es war der Höhepunkt unseres Samstags und sie hatte genug davon gemacht, dass es auch noch für ein Sonntagsessen reicht.