Unterbrochene Gedanken

Seltsamerweise ist mein Input in dem Mass geringer geworden wie die allgemeine Katastrophenstimmung zugenommen hat.

Jetzt, wo die Katastrophe erst einmal, wenn auch eventuell nur anscheinend, nachzulassen beginnt, ist mein Input – ebenfalls seltsamerweise – noch geringer geworden. Er tendiert gleichsam gegen Null.

Schon öfters wusste ich nicht, worüber ich schreiben soll. Jetzt weiss ich gleich gar nicht, ob ich überhaupt etwas schreiben soll. Es ist ja eigentlich ziemlich egal.

Man hat sich an das Nichtstun gewöhnt und wird immer unbeweglicher, körperlich wie geistig.

Jedenfalls scheint mir das so. Intro- und Extrovertiertheit heben sich auf einer Nulllinie gegeneinander auf. Dauernd überlege ich, was ich tun soll und ob ich überhaupt mehr tun soll als unbedingt nötig. Da bleibt doch viel Freiraum.

Man hatte sich schon abgewöhnt, Pläne zu machen, bis man überhaupt daran zu zweifeln begann, ob es sinnvoll ist, seine Zeit mit Pläneschmieden für eine Zukunft zu verschwenden, von der man noch nicht weiss, wann und wie sie beginnen wird oder ob sie sogar fast schon längst begonnen hat.

Oh, es hat an der Tür geklingelt. Jetzt bin ich aber gespannt, wer das wohl sein mag.

 

Rezept und Vorahnung

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Eine freundliche Leserin schickte mir ein Rezept, das ziemlich genau auf meine kochkünstlerische Unfähigkeit zugeschnitten war.
Rezept
Um auch nur ein Eigelb zu gewinnen habe ich denn auch gleich zwei Eier gebraucht. Schnittlauch war aus, dafür gab’s Muskat.
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Normalerweise lade ich meine Frau ja lieber ins Restaurant ein, wenn ich sie mal bissle entlasten will. Aber die Restaurants sind geschlossen. Da macht man halt Homecooking. Man kann eh nicht alles haben, den Fünfer und ’s Weckle. Oder wie der Italiener sagt: „Non si può avere la botta piena e la moglie ubriaca”.
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Als kleines Schmankerl hier noch eine Art Vorahnung aus dem vorigen Jahrtausend, nachzulesen in meinem längst vergriffenen Erstlingswerk „Der Knallkopf“, erschienen 1999 im Selbstverlag.

buchmitschwarz
spruch

6 Eier & 6 Esslöffel Milch

Gestern wollte ich mal wieder was kochen. Das Problem ist ja nur, dass ich überhaupt nicht kochen kann.

So entschied ich mich für ein Käseomelett mit Tomaten, das mir im Prinzip dann auch mehr oder weniger gelungen ist. Es war allerdings bissle fad, vielleicht hätte ich doch mehr Muskat und Pfeffer nehmen sollen. Das Ganze wurde auf einer gut gebutterten Scheibe Sauerteigbrot serviert.

Es war zwar essbar und machte auch ziemlich satt. Doch irgendwie war es nicht pfiffig genug. Das Beste war überhaupt der Nachtisch!

Ich habe mich jetzt mal bei „Chefkoch“ angemeldet, um mir aus der Rubrik „Schnell und einfach“ mal was zum Probieren rauszusuchen. Ich dachte so an ein Rezept nach dem Feuerzangenbowle-Motto „Stelle mer uns emal janz dumm“. Das sollte doch eigentlich nicht so schwer sein, dachte ich.

Allein, ich fand nichts Gescheites, auch nicht bei „Studentenküche“. Mir fehlte da irgendwie der persönliche Bezug zu den Rezeptverfassern, also sowohl emotional als auch intellektuell-kulinarisch. Ich kenne die Leute alle nicht und Student bin ich auch keiner mehr. Als Literaturwissenschaftler achte ich bei Rezepten auch mehr auf die Orthographie und die Mengenangaben sind mir eh zu mathematisch.

Tja, jetzt überlege ich.

 

Schmuggelware

Der Ex von einer Hausnachbarin wohnt ja seit einiger Zeit im Elsass. Er kommt regelmässig hier vorbei, um seine Ex und den Rest der Familie zu besuchen; sie haben es alle nicht leicht, materiell. Wir helfen da manchmal bissle aus, wo’s geht, und sie haben auch schon einige Geräte übernommen, wenn wir was Neues angeschafft haben.

Als ich sie neulich im Hausflur traf, meinte ich so: „Du, Dein Ex, wenn der nächstes Mal wieder über die Grenze kommt, kann er mir doch vielleicht mal bissle Butter ausm Supermarché mitbringen. Ich werf Dir das Geld nachher in’n Briefkasten.“

Sie meinte sofort, ja, sie werde ihm das weitergeben. Der Ex ist übrigens ein sehr netter, siezt mich immer noch als „Herr Kayser“ und hat Kräfte wie ein Möbelpacker. Haben wir schon mal erlebt, wenn er ein Teil für seine Kinder bei uns abgeholt und raufgetragen hat.

Jetzt wollte ich aber nicht den Eindruck machen, irgendeine „Gegenleistung“ von ihm zu erwarten. Es war mir schon richtig peinlich, von der Butter gesprochen zu haben. Ich schrieb dann eine Whatsapp, er solle das vergessen, hier beim Hieber Edeka gäb’s schliesslich auch französische Butter. Ich kam mir wie ein verwöhnter Junge vor, der unbedingt seine Beurre français haben muss.

Heute, zwei Tage später, bekomme ich eine Whatsapp: „Butter liegt vor der Tür.“

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