Früher, als es noch keine Google Maps und auch noch keine elektrischen Fensterheber gab, hätte man vielleicht die Scheibe runter gekurbelt, um einen belesen aussehenden Passanten zu fragen: „Tschuldigung, wo geht es denn hier zum Denkmal für Albert Camus?“
Niemand hätte hinter einem gehupt. Es war ja am deutschen Nummernschild ersichtlich, dass man es mit einem Freund aus dem benachbarten Allemagne zu tun hatte. Als Antwort hätte man vielleicht bekommen: „Am nächsten „Feu Rouge“ rechts abbiegen, dann sehen Sie es gleich.“
Feu Rouge? Die Gegend hier sieht nicht nach einem Rotlichtbezirk aus. Dann muss also eine „rote Ampel“ gemeint sein. Als ob die immer rot wäre. Frankreich ist das Land der Autofahrer, wenn sie nicht gerade in Paris oder an irgendwelchen touristischen Zentren die Parkplätze füllen und die Strassen verstopfen.
Besonders die oft lange geradeaus führenden Landstrassen sind hier für entspannte und oft vereinzelt Fahrende von theatralischer Schlichtheit, monotoner Ruhe und Schönheit, so dass man die Bäume und andere Gewächse der Natur als Dekoration betrachten mag. Diese steht sozusagen dem Autofahrer Spalier.
Wenn dann einer mal so tödlich verunglückt wie zum Beispiel Albert Camus, der Erfinder des Sisyphos, dann sagt man umgangssprachlich, dass er, wenn er von der Fahrbahn abgekommen und in die Deko gefahren ist: „Il est rentré dans le décor.“
Wie es sich mit Albert Camus genau verhalten hat, weiss keiner. Ist er entspannt ins Nirwana gefahren oder in suizidaler Verzweiflung seines Fahrers Gallimard oder steckte gar der KGB dahinter?