Wenn man alle Lasten wegnimmt, wird alles Last.
Dieser Satz geht mir durch den Kopf, seit ich ihn – sinngemäss – in dem Podcast von Martin Seel gehört habe.
So hat er sich mir eingeprägt, so habe ich ihn verstanden. Ich weiss genau, was ich mir darunter vorstellen kann.
Es geht darum, dass man kein anhaltendes Glücklichsein erzielen kann, da das Leben aus einem Auf und Ab bestehen muss. Nur wenn man Eiseskälte im Schnee gespürt hat, weiss man die anschliessende wohlige Wärme im Wohnzimmer richtig zu schätzen.
Würde dauernd die gleiche Temperatur herrschen, die weder zu kalt noch zu warm ist, hat man keine Möglichkeit mehr, solche Glücksmomente zu erfahren.
Auf den vergangenen Sommer bezogen könnte man sagen, dass sechs Monate schönes Wetter irgendwann ihre Schönheit verlieren. Es fehlt der Kontrast, wenn es kein schlechtes Wetter mehr gibt. Das ganze, eigentlich „schöne“ Wetter wird nur noch als Last empfunden.
Auf Arbeit und Freizeit bezogen kann man sagen, dass Freizeit nur vor und nach der Arbeit wirklich genossen werden kann. Fallen die Arbeit oder erfüllende Tätigkeit weg, gilt wieder der Satz, dass alles Freizeit und somit Last ist, Muße so zur Last werden kann.
Vortrag des Frankfurter Philosophen Martin Seel zu „Wonnen der Arbeit und Mühen der Faulheit – Über die Transformation von Tugenden in Laster und Laster in Tugenden“. Zu seinem interessanten „Hörsaal“-Vortrag über Arbeit und Muße geht’s hier.
https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/arbeit-mehr-als-nur-geld-verdienen