Ausser für gelegentliche Einkäufe bei der Migros in Riehen kurz hinter der Grenze war ich seit längerer Zeit nicht mehr in der Schweiz gewesen.
Nun begab es sich aber, dass meine Frau nicht nur Geburtstag und Urlaub hatte, sondern auch, dass sie ihrer Mutter einen Wunsch erfüllen wollte. Letztere wollte nämlich gerne mal wieder in die Berge.
Wir dachten zuerst daran, ihr eine Fahrt mit uns im Glacier-Express zu spendieren. Ich war vor ein paar Jahren schon einmal damit gefahren und wusste ungefähr, wie das aussieht. Und da Schwiemu sowieso mehr an einer Tour mit Dampflok und Zahnradbahn interessiert war, buchten wir eine Fahrt mit der Rothornbahn sowie eine Übernachtung in einem Ayurveda Hotel in Brienz.
Auch diese Tour hatten Lilli und ich schon einmal gemacht. Ich kann mich allerdings nicht erinnern, dass damals alles so voll war, trotz Nachsaison. Auf der Strecke verkehren mindestens vier dieser Züge und alle sind immer so proppenvoll, dass man ohne vorherige Reservierung überhaupt keinen Platz bekommt.
Die Fahrt nach oben war ganz angenehm. Mir gegenüber sass eine Asiatin, die mir nicht nur erlaubte, sie beim Knipsen aus dem Fenster mit ins Bild zu nehmen, nein, hat gleich sogar richtig posiert. Wahrscheinlich eine Influencerin, so professionell wie sie ihren Film drehte und dabei auch sprach.
Um gleich zur Rückfahrt zu kommen, die war nämlich ganz anders. Eine schwarze Dame mit einem ziemlich ausladenden Hinterteil zwängte sich direkt neben mich. Ich konnte es nicht verhindern, praktisch während der ganzen Fahrt mit ihr Körperkontakt auf unterer Ebene zu haben.
Sie hat aber nicht etwa still gesessen sondern sich immer wieder hin und hergedreht, so dass sie manchmal anderthalb Sitze für sich in Anspruch nahm, ebenso wie die Erlaubnis, mit ihrer Handystange uns allen vor der Nase rum zu fuchteln.
Gleich zu Anfang bemerkte sie auf Englisch, dass sie schliesslich zum Filmen gekommen sei und eine Menge Geld dafür bezahlt habe. Ich hätte eigentlich sagen sollen: „We too, wir haben genauso viel für unsere Tickets bezahlt“, und im Gegensatz zu ihr hatten wir diesmal auch keinen Fensterplatz.
Die fuchtelnde Dame hatte einen solchen, verlangte dann aber über drei Köpfe hinweg, dass man auch das gegenüberliegende Fenster gefälligst für sie öffnen solle, denn sie würde ja, wie gesagt, fotografieren und filmen wollen, weswegen sie überhaupt da sei. Grummel grummel.
Die hat dann auch echt alles gefilmt. Alle Bäume, alle Wiesen, alle Kühe und auch, wenn der Zug durch einen Tunnel fuhr. Sie filmte dann unerschrocken weiter. Hatte ja schliesslich bezahlt. Durfte also auch im Dunkeln filmen.
Sonst waren alle Leute eigentlich ziemlich nett und man hörte viel Englisch sprechen. Man sah auch viele – um nicht zu sagen alle – mit Handy oder auch Handy an der Stange filmen.
Hauptsächlich im Hellen.