Das Buch, das es nirgendwo zu kaufen gibt, enthält ein Gespräch zwischen zwei Männern, die ich persönlich kennengelernt habe. Und das kam so.
Mitte der 1970er Jahre fiel mir auf der Frankfurter Buchmesse ein junger Autor auf, der Handzettel mit seiner Art von Literatur verteilte. Mir ist nur noch ein Satz davon in Erinnerung, der ungefähr so lautete: „Ich schreibe mit einem BIC und das heisst ja schon fast ICH“. Wir unterhielten uns noch ein bisschen und verabredeten, in Verbindung zu bleiben.
Einige Zeit später besuchte ich ihn dann in Frankfurt. Wir unterhielten uns wieder ein wenig und bald darauf meinte er, er sei mehr für so ganz persönliche Texte, während ich wohl eher politisch interessiert sei. Er meinte, ich solle doch gleich zu Hans Imhoff gehen, der wäre wohl mehr mein Ding. Ich war ziemlich erstaunt, zu erfahren, dass die beiden gute Freunde waren und nur paar Häuser weit voneinander getrennt wohnten. Und von Imhoff hatte ich schon einiges gehört und gelesen.
Hans empfing mich dann in seiner Altbauwohnung, wo wir uns beide im Schneidersitz einander gegenüber sassen und unterhielten. Es war der Beginn einer seltsamen Freundschaft. Ich bewunderte sein Engagement und überhaupt seine ganze Art. Zu denken, dass dieser Mann schon Vorlesungen von Adorno, Mitscherlich und Habermas gekapert hatte, wovon die Presse ebenso berichtete wie von seiner Aktion im „Theater am Turm“. Dort hatte er die Premiere von Peter Handkes „Kaspar“ unterbrochen, indem er auf die Bühne stieg, das Stück praktisch anhielt oder einfror und sich an das Publikum wandte. Er soll wohl gesagt haben, dass er eine Pressekonferenz geben oder vielleicht auch einfach zum Publikum reden wolle.
Wir blieben noch eine ganze Zeit in brieflichem Kontakt. Ich schlug ihm vor, über ihn zu schreiben. Er hatte wohl verstanden, dass ich ein ganzes Buch über ihn schreiben wolle und antwortete dann, nachdem ich ihm die ersten zwei Seiten geschickt hatte und nicht wusste, was ich noch schreiben könnte, dass das ja schon prima sei, was ich geschrieben hätte und ob ich das wohl 200 Seiten lang durchhalten könne.
Konnte ich nicht. Ich hatte mich inzwischen auch an die Zeitschrift „Konkret“ gewandt und denen einiges Material geschickt. Die waren aber nicht interessiert. Hans Imhoff schrieb weiter und weiter und brachte es bis heute auf ungefähr 70 Bücher, die er alle in seinem eigenen Euphorion Verlag veröffentlichte und die in keiner Buchhandlung zu bestellen gewesen wären.
Er tut nichts, um den Verkauf seiner Werke zu fördern. Im Internet ist fast nichts über ihn zu finden. Finanziert hat er sich und seinen „weltgrössten“ Selbstverlag durch seine Arbeit bei der Post, wie sich das für einen richtigen Arbeiter gehört.
Zwei seiner Parolen in seiner aktivsten Zeit lauteten: „Hans Imhoff produziert sich“ und „Die einzige Gegenkultur sind bewaffnete Arbeiter.“
Nachdem seine Eltern gestorben waren, zog er in deren „Herrenhaus“ etwas ausserhalb von Frankfurt und widmet sich heute als 84-jähriger nur noch seinem Garten und seiner Familie.
Unser gemeinsamer Freund Rolf Brück ist leider sehr früh verstorben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Imhoff_(Schriftsteller)
Liste von im Online-Antiquariat erhältlichen Büchern von Hans Imhoff